
25 Jahre gemeinsames Experimentieren
Die Altersspanne reicht von 23–81 Jahre.
Das Hobbyorchester des Handharmonika-Clubs Korb feiert sein 25-jähriges Bestehen: in neuem Raum, mit Spielern aller Altersgruppen und mit unverbrauchtem Spaß am Musizieren. Für die Zukunft wünschen sich die Mitglieder weiterhin viel Freude am Experimentieren — und Junges Blut”.
Noch ist es ruhig im Musiksaal der Keplerschule. Nur ein leises Scharren und Rascheln hallt durch den Raum, während Dirigentin Rosemarie Müller Noten und Unterlagen auf ihrem Pult arrangiert. Doch schon eine halbe Stunde später klingt das ganz anders. Dann probt das Hobbyorchester des Korber Handharmonika-Clubs (HHC): mit Akkordeons, Handharmonikas, Klarinetten, Saxofonen, Tuba und Schlagzeug, Stücke von „Happy Swing” zu Trauermärschen, von Liedern der Jazzlegende Glenn Miller zu Helene Fischers „Atemlos”. Die Harmonikas ertönen mit einer ungewohnten Klanggewalt, die ein Hauch Vergangenheit umweht: leise Erinnerungen an die Zwischenmusik auf alten Hörspielkassetten, an Heinz Erhard, Willy Reichert, Oscar Heiler. Doch mehr noch zeigt ihr Klang Frische und geteilte Freude am Spielen, die nun schon 25 Jahre währt.
Die Vorgeschichte des Hobbyorchesters beginnt am Dienstag, 20. September 1983. An diesem Tag treffen sich 17 Handharmonika-Spieler unter Leitung des Musiklehrers Gerhard Kölz zur ersten Probe ihres neuen HHC-Seniorenorchesters im Silchersaal der Keplerschule. Gerade sind einige Handharmonika-Gruppen auseinandergefallen, hier finden Spieler einen neuen Platz für ihre Musik. Die Truppe spielt sich ein, beginnend mit einer Adaption des „kleinen Muck”, mit Walzer, Polka, Märschen.
Dann die Zäsur: 1991 übernimmt Rosemarie Müller den Taktstock. Sie ist eine ehemalige Akkordeonschülerin von Gerhard Kölz, staatlich geprüfte Volksmusik-Leiterin und diplomierte Dirigentin. Seinen Platz nimmt sie nicht ganz freiwillig ein: Angedacht ist eine Krankenvertretung. „Ich wollte eigentlich gar nicht, ich hatte noch ein anderes Orchester”, erinnert sich Müller heute mit verlegenem Lächeln. Dass Kölz kurze Zeit später versterben würde, erwartet sie 1991 nicht. „Plötzlich hieß es: Übernahme oder Auflösung. Und mein Herz hat für den HHC geschlagen.”
Die Ausrichtung, Besetzung und Größe des Orchesters verändern sich nach ihrem Amtsantritt. Zwar bleibt der Probendienstag erhalten, auch der Raum wird erst im fernen September 2015 zum Bedauern der Mitspieler zugunsten des Musiksaals aufgegeben werden. Doch das ist 1991 Zukunftsmusik. Neue Mitglieder, Kölz-Schüler, jung wie ihre Dirigentin, bringen frischen Wind in das Seniorenorchester. Das ist nicht immer einfach, die Altersschere klafft ‚weit auseinander. Aber es geht. Hobbyorchester wird die Gruppe fortan genannt. Sie geht weg vom altbekannten Repertoire, beginnt, stetig zu experimentieren. Was den Spielern gefällt und für ihre Instrumente umgeschrieben werden kann, wird ausprobiert, ob Abba-Song, Kirchenlied, Volksmusik.
Besonders hierin ist sich das HHC-Hobbyorchester auch heute noch, nach 25 Jahren, mit insgesamt rund 40 alten und neuen Mitgliedern, treu. Im Ausprobieren, im engagierten „Spielen zum Spaß”, nach eigenem Geschmack und eigener Maßgabe. „Wir sind so verschieden und trotzdem funktioniert’s — oder gerade deswegen”, wundert sich Tubist Hanspeter Lang. Die Mitspieler sind zwischen 23 und 81 Jahre alt. Sie haben verschiedene musikalische Vorlieben, auch unterschiedliche Lebenswelten. Viele haben Wurzeln in Korb, aber viele wohnen auch außerhalb. Einige nehmen für die Proben weite Anfahrten auf sich. Den Zauber macht die Gemeinschaft aus: Die Orchesterleute zeigen ein herzliches Miteinander. Gemeinsam proben und feiern sie. Sie fahren zu Handharmonika-Treffen oder machen Ausflüge — jetzt im Juni beispielsweise nach Berlin, als Jubiläumsausfahrt.
Auch Auftritte geben sie, mal in kleiner, mal in großer Besetzung: auf dem Korber Straßenfest, auf Weinfesten, auf Gemeindefeierlichkeiten und Partnerschaftstreffen, auf Kirchenveranstaltungen und bei Trauergottesdiensten.
Quelle: WKZ vom 16.06.2016