Kampf dem Image vom Schif­fer­kla­vier

Seit 75 Jah­ren spielt der Hand­har­mo­ni­ka-Club Korb gegen den „ver­staub­ten” Ruf des Akkor­de­ons an

Als sich am 2. Mai 1932 neun Korb­er Bür­ger im Gast­haus „Löwen” tra­fen und den Hand­har­mo­ni­ka-Club Korb-Stein­rein­ach grün­de­ten, ahn­te kei­ner, dass sich der Ver­ein wei­te­re 75 Jah­re wür­de hal­ten kön­nen. Ganz davon zu schwei­gen, wel­chen Auf­schwung das Hand­har­mo­ni­ka-Spiel in der Regi­on erfah­ren wür­de.
Heu­te gehö­ren dem Ver­ein mehr als 180 Mit­glie­der an, 75 davon grei­fen aktiv zum Instru­ment. In Baden-Würt­tem­berg hat das Akkor­de­on­spiel Tra­di­ti­on — über die Hälf­te der fast 1200 deut­schen Hand­har­mo­ni­ka-Ver­ei­ne sind im Länd­le zu fin­den.
Das Instru­ment aller­dings ist nicht mehr, was es anfangs war. Vor dem ers­ten Welt­krieg gab es nur dia­to­ni­sche Instru­men­te, die vor allem in der Volks­mu­sik Ver­wen­dung fan­den. Auf­grund der Bau­art kann man mit ihnen aller­dings nicht alle Ton­ar­ten spie­len.
„Das chro­ma­ti­sche Akkor­de­on ent­stand dann eher aus Platz­not. Vie­le Salon­or­ches­ter hat­ten kein eige­nes Kla­vier und such­ten eine trans­por­ta­ble Lösung,” beschreibt der Diri­gent des ers­ten Orches­ters, Paul-Ernst Knöt­ze­le, den Wer­de­gang des heu­te übli­cher­wei­se gespiel­ten Akkor­de­ons mit sei­nen „Knöpf­le” auf der lin­ken und den Kla­via­tur­tas­ten auf der rech­ten Sei­te.
Mit die­sem Instru­ment kann seit­dem ein weit grö­ße­res Reper­toire bear­bei­tet wer­den. Im HHC wer­den bekann­te Orches­ter­wer­ke umge­setzt, es wird Film­mu­sik und Tan­go gespielt — das Jugend­or­ches­ter ver­sucht sich gar im Hip-Hop. „Wir wol­len end­lich den ver­staub­ten Geruch los­wer­den,” seufzt die musi­ka­li­sche Vor­sit­zen­de des Ver­eins, Mari­on Gram-Geer­ken.
Sie sel­ber begann im Alter von acht Jah­ren mit dem Akkor­de­on­spiel. „Der Ver­ein bil­det sel­ber aus, seit sie­ben Jah­ren macht das unse­re Leh­re­rin Jani­na Rüger.” Auch für die Jün­ge­ren ist etwas dabei, vom Musik­gar­ten über die musi­ka­li­sche Früh­erzie­hung bis hin zu ers­ten Instru­men­tal­ver­su­chen auf einem Mini­key­board.
„Wenn man mal bei einem Ver­ein ist, der einem gefällt, bleibt man hof­fent­lich auch dabei,” beschreibt Mari­on Gram-Geer­ken die Nach­wuchs­stra­te­gie des Ver­eins. Und die scheint auf­zu­ge­hen, denn der Ver­ein kann mit dem ers­ten Orches­ter, dem vor­wie­gend Volks­mu­sik spie­len­den Hob­by­or­ches­ter, einem Jugend­or­ches­ter und einem Jugend­en­sem­ble eine gro­ße Band­brei­te anbie­ten.

Quel­le: WKZ vom 21.04.2007