Jubiläumskonzert zum 75-jährigen Bestehen der Harmonika-Freunde Waiblingen
„Es ist immer so, dass ich zehn Stücke vorschlage, nach einigen Diskussionen ein paar übrig bleiben — und die spielen wir im Jahreskonzert”, sagt Herbert Heck von den Harmonikafreunden. So geschehen auch beim Konzert am 8.Juli 2006 zum 75Jahr-Jubiläum. Das Programm trug zum letzten Mal die Handschrift des langjährigen Dirigenten, der nach 40 Jahren in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Seit 1931 wird die Akkordeon-Musik in Waiblingen gepflegt. Zur selben Zeit wurden der Hohner-Verlag und der Deutsche Harmonika-Verband gegründet, was Freunde des per Balg Töne bildenden Instruments zu weiteren Vereinsgründungen in der Region animierte. Zeitgleich wurde in Trossingen die städtische Musikschule eröffnet — die „Harmonika-Fachschule” heute als Hohner-Konservatorium bekannt. Auch in Waiblingen ist das Jahr 1931 ein wichtiges Datum für die Akkordeonmusik. „Sie können mit Stolz auf die Vereinsgeschichte und auf Ihr Leben zurückblicken” würdigte Stadtrat Alfonso Fazio das Lebenswerk von Herbert Heck, der seit 40 Jahren mit Leib und Seele die Harmonika Musik vertritt. „Sein Leben ist die Musik” bekam der Scheidende von Wilhelm Thalheimer, dem ersten Vorsitzenden der Harmonikafreunde, mit auf den Weg.
Die Musik stand denn auch bei der Jubiläumsfeier im Vordergrund. Den Ohren wurde zweieinhalb Stunden Programm geboten, an dem außer dem ersten Orchester der Pop-Chor der Salier-Realschule (Leitung: Margot Kronen) sowie das Ensemble „piu mosso” mitwirkten. In Letzterem stellen sich seit einigen Jahren sieben Musiker neuen Herausforderungen der Akkordeonmusik mit einem gehobenen schwierigeren Repertoire. „Allegro spirituoso”, ursprünglich für Akkordeon-Duo komponiert, wurde zum akustischen Windfang, in dem sich gut verweilen ließ. „Irish Dawn” und die bekannte Ohrwurm-Melodie „Libertango’ brachten als perlend-locker gespielte Akkordeon-Abendstimmung Fröhlichkeit in den mit knapp 100 Zuhörern nicht allzu vollen Welfensaal.
Zwei Kompositionen des in Hohenacker wohnenden Komponisten Hans-Günther Kölz hatte Herbert Heck als besonderes Schmankerl für sein Abschiedskonzert ausgewählt. Sie zu dirigieren erfülle ihn mit besonderer Freude, wie Heck in seinen Grußwort zum Ausdruck brachte: Das Auftaktstück, die „Tarantella arrabiata”, hat Kölz auf persönlichen Wunsch von Heck arrangiert. Für Heck ist Kölz „einer der aktuellsten Komponisten der Popszene”.
Mit der neobarocken Interpretation des „Prelude de concert” bewiesen die Harmonikafreunde, dass sie auch schwierigen dreiteiligen Kompositionen mit Prelude, Aria und Reprise gewachsen sind. Die Prelude war ursprünglich eine Eigenkomposition für Kirchenorgel, die für das diesjährige Wertungsspiel in Genf für Akkordeon-Orchester arrangiert wurde. Auch das Mozartjahr spielte bei der Programmgestaltung eine Rolle: Die Entscheidung fiel auf ein rhythmisch-modernes Medley mit Melodien aus der Zauberflöte. Eine Vorliebe hat Heck für die Unterhaltungsmusik, die von Schlager bis Pop und Rock reicht und die mit der „Heiteren Suite” von Rudolf Würthner zelebriert wurde.
Heck erkläre in den Proben unermüdlich, bis die Mitmusiker das jeweilige Stück gründlich verstanden haben, ließ Moderatorin Angelika Maser wissen. Heck lehre das zu spielen, „was als Noten niedergeschrieben ist”, den Vorgaben des Dirigenten zu folgen und im Orchester aufeinander zu hören. Seiner Methode habe das Orchester so manche musikalischen Erfolge, gelungenen Konzerte und erfolgreichen Teilnahmen an Wertungsspielen zu verdanken. „Die Freude an der Musik ist Herbert Hecks Antrieb, das hat die Harmonikafreunde geprägt”, so Maser.
Quelle: WKZ, 12.07.2006