Bis jetzt ist “Knöpflesmusik” nicht ausgestorben

40jähriges Jubiläum des Altspielerrings der Harmonikafreunde Plochingen / 4. Harmonikanertreffen
Ob’s in 50 Jahren noch “Knöpflesmusik” gibt? Hermann Baum, der den Altspielerring der Harmonikafreunde Plochingen leitet, zweifelt daran. Kaum einer lerne heute noch, die diatonische Version des Akkordeons zu spielen. Beim Harmonikanertreffen in der Stadthalle zeigte sich das volkstümliche Instrument trotzdem quicklebendig, als echter Stimmungsmacher, der zum Mitsingen einlädt.
Von “Knöpflesmusik” redet man, weil die ältere Form der Handharmonika rechts und links Knöpfe hat im Gegensatz zum Piano-Akkordeon mit seinen Tasten. Nicht sichtbar, dafür zu hören, ist ein anderer Unterschied: Der gleiche Knopf klingt bei Zug und Druck um einen Halbton unterschiedlich. “Ziehharmonika” oder gar “Quetschkommode” sollte man trotzdem nicht laut sagen, denn das tut Harmonikanern weh. Und die lieben ihr Instrument, das sich besonders für volkstümliche Lieder eignet und eine tolle Begleitung für eine fröhliche, singende Runde ist. Auch die Gäste in der Stadthalle singen immer wieder mit, wenn die 16 Spielgruppen aus dem süddeutschen Raum Polka, Walzer, Märsche und andere Ohrwürmer bis zu den Comedian Harmonists hören lassen. Vor der Bühne sind alte Instrumente zu bewundern, darunter viele Vorkriegsmodelle. Im Vergleich zu den meisten neueren Exemplaren sind sie sehr handlich und leicht, gerade richtig, zum Umhängen und Ans-Lagerfeuer-Mitnehmen. Konzertante Musik auf einer diatonischen Handharmonika zu spielen, ist schwierig. Einer der Gründe dafür, warum das Instrument in unserer Region kaum mehr gelehrt wird. Hermann Baum gehört zu den wenigen, die das noch tun. Seine Schüler sind meist übers Jugendalter hinaus. Auch die Damen und Herren auf der Bühne der Stadthalle haben zum Großteil das Rentenalter erreicht. Was über den Schwung noch gar nichts aussagt: “Die älteren Herrschaften sind mit einem Elan dabei, den man bei jüngeren fast nicht mehr findet”, meint Oliver Knapp, Vorsitzender der Plochinger Harmonikafreunde.
Schon oft totgesagt, ist das Knopf-Akkordeon noch immer quietschfidel. Als der Altspielerring am Neckarknie vor 40 Jahren anfing, spielten sieben Leute mit, heute sind es 15. Kurt Nagel und Werner Knapp, die mit Hermann Baum unter den Ersten waren, erinnern sich: Zigarette im Mund, Bier auf dem Tisch, wurde im Gasthaus Friedrichshöhe fröhlich musiziert. Auch heute schätzen die beiden die Kameradschaft und den Spaß in der Gruppe. Nebenbei machen die diatonischen Harmoniker anderen eine Freude: Ihre Musik ist bei Geburtstagsständchen oder bei den Bewohnern des Alten- und Pflegestifts besonders gefragt.
Alfred Seitz, der in Notzingen wohnt und schon als Kind Harmonika spielte, stieß vor einigen Jahren hinzu. Damals gab es ein “Knöpfles-Meeting” in der Stadthalle. Als er die Harmonikafreunde hörte, wusste er: “Da will ich mitspielen.”